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SECONDARY RESIDENCE GRAZ TAG#4

Posted 11.05.2023 by Mittendrin

Graz, Bezirk Gries, Dauerregen, 11 Grad

Ich bin Sandra und werde heute unseren Tag in der Secondary Residence zusammenfassen.

Die vorigen drei Tage waren so intensiv. Das Kennenlernen, das Beziehen der gemeinsamen Wohnung und das Gewöhnen an die neuen Umstände. Alles neu, alles ungewohnt und so aufregend.

Wir haben auch noch wunderbare Menschen rund um uns, die dafür sorgen, dass alles gut dokumentiert wird. Wir sind immer von unseren Paparazzas umgeben. Beim Frühstückeinkaufen genau so wie beim Gespräch und Kaffeekochen werden wir gefilmt und fotografiert. Das heißt, wir sind immer wir. Mal weniger mal mehr an Anzahl – jedoch immer gemeinsam und nie allein.

Der angekündigte Regen hat heute an die Scheiben unserer Fenster geklopft und „ALLERland“ in ein feuchtes Grau getaucht. Das hat gut zu unserer Stimmung gepasst. Es hat uns die Gelegenheit zu ausgiebigen Gesprächen und zur Reflexion des bisher Erlebten, Gesehenem und Gefühltem gegeben. Es tat gut, dass wir uns untereinander austauschen konnten ohne weitere neue Eindrücke.

Bald zog es uns hinaus – diesmal in unterschiedliche Richtungen. Eine zieht es zu Moses, die nächste ins Büro der Nachbarschaften und die andere wieder in ein anderes Kaffeehaus. Jedoch nur kurz, da wir uns dann gleich wieder getroffen haben.

Ein Fixpunkt war das Treffen mit dem Geschäftsführer von ISOP – Innovative Sozialprojekte. Robert hat vor 35 Jahren mit diesem Verein begonnen und kennt Gries sehr gut – und kann auch die Entwicklungen erzählen und versuchen, diese einzuordnen. Ein Teil des Vereins ist die plauderBar. Diese Bar ist für alle Menschen offen und gibt Raum, sich im Rahmen von gemeinsamem Essen kennenzulernen. Auch ein Teil von „ALLERland“ im Sinne von einem Land für Alle. Ein wichtiger Baustein für die Wunschperspektive zu diesem Land.

Unsere Gespräche kreisen immer wie Satelliten um das Thema, wie wir gemeinsam dafür eintreten könnten, dass es ein gutes Leben für alle gibt. Nach dem Model von „Buen Vivir“. Wie können wir miteinander Leben, ohne einander zu verletzten? Es geht um Sichtbarkeit. Es geht um Unsichtbarkeit. Um unsichtbare Ausgrenzung. Um unsichtbare Verletzungen.

Wir sind uns einige, dass wir gemeinsam mit anderen Menschen etwas machen möchte, die sich auch gerne mit diesen und weiteren Begriffen auseinandersetzen. Und es geht um Haltung.

Wir sitzen lange zusammen, hören aufmerksam zu und versuchen das Gehörte zu verarbeiten und im Sinne unseres gemeinsamen Projektes konstruktiv zu antworten bzw. zu ergänzen. Ganz nach Martin Buber: “Der Mensch wird am Du zum Ich“.

Der Regen prasselt weiter an die Fenster und wirkt beim Einschlafen beruhigend und die Gedanken klären sich.

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